Sep 27, 2012 - Erst am Samstag hat das Café „The Barn Roastery“ an der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg aufgemacht – und wird schon auf Facebook und Twitter von einer Welle der Empörung überrollt. Der Inhaber Ralf Rüller wird als diskriminierend beschimpft. Ein Fernsehsender sei schon mit versteckter. Als Erstes mal vorneweg: ich war noch nicht da. Das Gourmet-Café mit dem Kinderwagenverbot im Prenzlauer Berg, über das sich zur Zeit hier überall und in der Lokalpresse, sogar überregional in und, die Köpfe heiß gestritten werden: in der Schönhauser Allee, gerade eröffnet. Und wie es aussieht, wird sich das auch in Zukunft nicht ändern. Im Augenblick gehen viele hin, um zu sehen, ob es wirklich so ist – ob da wirklich ein gigantischer Betonpoller steht, der verhindert, dass Kinderwagen ins Café geschoben werden können (für Rollstühle wird der Poller zur Seite geschoben, wie der Besitzer Ralf Rüller in Interviews nicht müde wird, zu betonen). Wenn die Idee hinter dem Poller auch nur im entferntesten eine Marketingstrategie ist, dann funktioniert sie auf jeden Fall prächtig. Ob sich das allerdings positiv auf die Besucherzahlen auswirken wird, bleibt abzuwarten. Der Betonpoller in der Barn Roastery Berlin, der verhindern soll, dass Kinderwagen ins Café geschoben werden können. Hinter dem Versuch, Kinderwagenstaus zu verhindern und laut Betreiber dafür zu sorgen, dass im Brandfall keine Hindernisse im Weg stehen, steckt aber offensichtlich mehr. Denn nicht nur wird klar gemacht, dass Kinderwagen unerwünscht sind, auch die Kinder sind generell nicht willkommen. Dass sich der Betreiber Ralf Rüller immer vehement gegen der Vorwurf der Kinderfeindlichkeit wehrt, wird dabei einigermaßen unglaubwürdig. Sicher verweist er immer auf die Gefahren, denen Kinder in seiner Rösterei ausgesetzt seien. The Barn AuguststraßeAuf der anderen Seite bedient er aber auch die klassisch kinderfeindlichen Argumente, indem er sagt, Erwachsene, gerade Eltern sollten in seinem Café auch mal ungestört sein können. Er wolle quasi eine Oase der kinderfreien Zone schaffen. Für die armen Eltern. Die es aber natürlich Schuld sind, wenn die Kinder herum rennen. Oder im Wagen liegen und den Weg blockieren. Größere KarteOder laut sind. Was in der Barn Roastery noch alles verboten ist, außer Kindern. Mobiltelefone und Laptops sind ebenfalls unerwünscht. Ich möchte hier eine Sache klarstellen: natürlich hat jeder das Recht, so kinderfeindlich zu sein, wie er möchte. (Ja, lieber Ralf Rüller, mit dem Stigma wirst du weiterleben müssen, dank deiner Polleridee.) Und ich persönlich gehöre keineswegs zu den Müttern, die ihren Kindern gestatten, Caféausstattungen auseinander zu nehmen, mit Essen zu werfen, sich an der Erde zu wälzen oder fremde Menschen am Nachbarstisch zu belästigen. Meine Kinder müssen sich im Café, im Restaurant, in öffentlichen Verkehrsmitteln und überhaupt benehmen wie Menschen. Ich bringen ihnen bei, dass jeder Mensch persönliche Grenzen hat, die andere Menschen nicht zu verletzen haben und dass es respektlos ist, wenn sie andere permanent stören. Das bedeutet natürlich erstens, dass ich es ihnen vorleben muss. Und zweitens, dass ich dafür sorgen muss, dass sie beschäftigt und zufrieden sind. Wenn das der Fall ist, randaliert nämlich kein normales Kind. Allerdings bin ich ebenso der Meinung, dass Kinder dieselben Persönlichkeitsrechte haben wie Erwachsene und das bedeutet, dass sie als Teil unserer Gesellschaft die Möglichkeit haben sollen, nein müssen, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Alle Geschäftseinträge AnzeigenWenn ich meine Kinder niemals in die Situation bringe, sich angepasst verhalten zu müssen, im Restaurant, im Museum, in der Kirche, auf einer Veranstaltung, auf einem Konzert, ja, auch im Zoo (da stört es mich immer, wenn Eltern ihren Kinder nicht beibringen, dass man auch vor tierischen Lebewesen Respekt haben muss), dann können sie das niemals wirklich lernen. Sie werden niemals sehen, was es bedeutet, in so einer Situation zu sein und sie werden nie erleben, dass sie es schaffen können, sich angepasst zu verhalten und trotzdem Vergnügen dabei zu haben. Mit ihren Eltern, Großeltern, mit wem auch immer sie unterwegs sind. Kinder sind nicht qua Geburt kleine Asoziale, die man erst domestizieren muss, bevor sie gesellschaftsfähig sind. Sie sind vollwertige Menschen, die man respektieren muss und die lernen müssen, dass sie ebenfalls andere Menschen, Lebewesen im Allgemeinen, zu respektieren haben. Ein Ort, der das nicht widerspiegeln will, ist kein Ort für mich.
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